Nachruf

Trauer um den Ehrenbürger

Kurz nach seinem 94. Geburtstag ist der Langnauer Ehrenbürger, Lehrer, Schriftsteller

und Kunstsammler Hans Ulrich Schwaar gestorben.

Mys Lappland

Lappland – i dyr Wyti wirden i ùme chlyn.

Lappland – i dyr Schtiuui schwygen i ùme u lose.

Lappland – ùnger dym Himu schnuufen i ùme Freihiit. Lappland – i dyne Bärge gschpüren i ùme Chraft.

Der Norden begeisterte Hans Ulrich Schwaars bereits in seiner frühen Jugend. Selma Lagerlöfs „Wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson“ und später die Romane von Knut Hamsun waren

seine Lieblingslektüre. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm er als einer der ersten Schweizer in

Skandinavien an Orientierungsläufen teil. Diese Erlebnisse waren mit ein Grund dafür, dass er nach seiner Pensionierung einen grossen Teil seines Lebens in Finnisch-Lappland verbrachte. Dort fand er seine zweite Heimat, die er im Gedicht „Mys Lappland“ beschrieb. Und dort hat er nun, drei Tage nach seinem 94. Geburtstag, sterben dürfen. Seine Asche wurde in aller Stille auf dem Keimiö ausgestreut, so, wie er es sich gewünscht hatte.

Mehr als zwei Dutzend Bücher hat Hans Ulrich Schwaar in seinem Leben geschrieben: Geschichten über das Leben im Norden – 1988 erhielt er dafür den bedeutenden finnischen Ritterorden der weissen Rose –, aber auch Geschichten über einfache Leute aus dem Emmental. Bis zuletzt hat er sich zudem für den Erhalt der Mundart eingesetzt. All seine Texte schrieb er von Hand, nicht zuletzt im Glauben, „dass damit mehr Herzblut in sie überfliessen kann, steht doch die Hand meinem Herzen näher als die Tatstatur einer Schreibmaschine“.

Als Lehrer unterrichtete Hans Ulrich Schwaar in Trubschachen, Gohl und Langnau, wo er sich 1970 als Gründer der Weiterbildungsklassen – des Zehnten Schuljahrs – einen Namen machte. Seinen Lohn setzte er vor allem für die Kunst ein. Schon als Knabe kaufte er für ein paar verdiente Franken auf dem Dorfmärit ein Bild. Auf viele hundert Werke war seine Bildersammlung bereits angewachsen, als er 1984 die Stiftung „Kunst auf dem Lande“ gründete, die heutige „Stiftung Hans Ulrich Schwaar“. Sie verwaltet mittlerweile über 2500 Kunstwerke und blickt im Herbst mit einer Gedenkausstellung auf das reiche Leben des Verstorbenen zurück.

Die Gemeinde Langnau verlieh Hans Ulrich Schwaar 2005 das Ehrenbürgerrecht. In seiner Laudatio sagte Gemeindepräsident Bernhard Antener: „Es gibt immer wieder Leute, die in einem Bereich und während einer gewissen Zeit Bemerkenswertes leisten. Es dürfte aber nur höchst selten vorkommen, dass man eine Person antrifft, die so breit engagiert und unermüdlich gewirkt hat wie Hans Ulrich Schwaar – und dies weitgehend ausserhalb des grellen Scheinwerferlichtes.“

 

Markus Zahno